Meine Buchempfehlungen im Monat März fokussieren sich auf Literatur über Russland. Ich habe viele Freunde und Bekannte, die aus der ehemaligen UdSSR nach Deutschland umgesiedelt sind. Ihr vielleicht manchmal sehr ernstes, stilles und kühles Wesen und ihre Kargheit erzählt eine ganz eigene Geschichte von Repressalien, Ausspionieren und schweren Lebenswegen. Dahinter verbergen sich liebenswerte, aufrichtige Menschen, deren Freundschaft ein Leben lang hält, hat man einmal ihr Herz gewonnen. Vielleicht ist deshalb bei mir eine Affinität zu der entsprechenden Literatur vorhanden.
Inhaltsverzeichnis
Meine Buchempfehlungen im März
Besondere Freude hatte ich in diesem Monat an diesem Buch:
„Werft die Gläser an die Wand: Meine russische Familie und ich“
“Ein russischer Seemann? Muss das sein?” Julianes Eltern sind entsetzt, als sie von ihrer neuen Liebe Wanja erzählt. “Der hat wahrscheinlich in jedem Hafen eine – und trinkt ständig Wodka …”
Auch ihre Schwiegereltern sind skeptisch, schließlich wissen alle Russen, dass deutsche Frauen im Haushalt keinen Finger rühren und vor allem nicht kochen können.
Trotzdem werden die beiden ein Paar, und so kommt es, dass Juliane Wanjas Mutter vorkochen muss. Ihre neuen Freunde wundern sich über ihre unelegante, dafür wärmende Partykleidung, und Juliane staunt über den russischen Körperkult. – Eine deutsch-russische Liebe mit Hindernissen und Happy End.
Die sich durch Leichtigkeit auszeichnende, humorvolle Erzählung lässt sich unkompliziert lesen. Der Leser erhält interessante Insider-Informationen über ukrainische und russische Eigenarten und Kultur. Das Buch erzählt eine schöne, aber keinesfalls kitschige Geschichte über eine ungewöhnliche, große Liebe. Zusammenfassendes Urteil: wunderbar und kurzweilig – die Erzählung zaubert dem Leser ein Lächeln ins Gesicht.
Obwohl ich noch nie die Idee hatte, eine Extremreise durchzuführen oder aus meinem Alltag auszusteigen, hat mich dieses Buch richtig gefesselt:
„Auszeit am Baikalsee“
Ist weniger mehr? Mit dieser Frage im Gepäck bricht der Autor in die Wildnis Sibiriens auf. Im Selbstversuch testet er, wie man dort fern jeder Zivilisation überleben kann. Spannend und schonungslos erzählt Beck in diesem Reisebericht von seinem Jahr in einer Jurte, in der er sogar den sibirischen Winter mit Extremtemperaturen von 35 Grad minus übersteht. Bis das Eis ihn bei einer Wanderung über den zugefrorenen Baikalsee fast verschlingt.
Von den überall lauernden Gefahren berichtet Beck ebenso wie vom Glück der Stille und von der Faszination, die eine noch unberührte Natur auslösen kann. Ein Jahr am Baikalsee: sibirische Eiswüste, ursprüngliche Natur, ein Ort abseits der Hektik unserer zivilisierten Welt. Das ultimative Buch für Abenteuerlustige und Liebhaber von Extremreisen.
Nachdem ich dieses Buch regelrecht verschlungen habe, ging mir für einige Wochen tatsächlich der Gedanke nicht aus dem Kopf, auch einmal nach Sibirien zum Baikalsee zu reisen. Ja, ich habe tatsächlich längere Zeit recherchiert, um solch eine Reise durchzuführen. Allerdings hat der Alltag mir dann wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht: meine nicht vorhandenen Russisch-Sprachkenntnisse, niemand, der mich durch die sibirischen Wälder begleiten wollte …
Beeindruckt haben mich an diesem Buch die tagtäglichen Herausforderungen eines Aussteigers, die praktischen Probleme, die der Autor gekonnt umgesetzt hat, die wunderbaren Landschaftsschilderungen. Das Buch ist einfach hervorragend und zeigt, wie schön das Leben ist, selbst unter ungewöhnlichen Umständen und einfacher Lebensweise. Der Bericht ist authentisch und der Leser nimmt hautnah teil am Fischen, Aufstocken des Holzvorrats, Kochen und Backen und all den Dingen, die in der Wildnis anders laufen als in der Zivilisation.
Meine Vorliebe für Erzählungen aus oder über Russland ist ungebrochen. Ein weiteres Buch ist für mich zu einem Meilenstein in meinem Bücherregal geworden – ein ganz ungewöhnlicher Reisebericht:
„Mein russisches Abenteuer“
Vor zehn Jahren lernt der Journalist Jens Mühling in Berlin den russischen Fernsehproduzenten Juri kennen. Die Begegnung verändert sein Leben. Juri verkauft deutschen Sendern erfundene Geschichten über Russland, er sagt: “Die wahren Geschichten sind noch viel unglaublicher als alles, was ich mir ausdenken könnte.”
Seitdem reist Jens Mühling immer wieder nach Russland, getrieben von der Idee, diese wahren Geschichten zu finden. Die Menschen, denen er auf seinen Reisen begegnet, wirken wie ausgedacht. Aber sie sind das wahre Russland. Eine Einsiedlerin, die seit ihrer Geburt in der Taiga lebt und erst als Erwachsene erfahren hat, dass es jenseits der Wälder eine Welt gibt. Ein Mathematiker, der 1000 Jahre der russischen Geschichte für erfunden hält. Ein Priester, der in der atomar verseuchten Sperrzone von Tschernobyl predigt. Mein russisches Abenteuer ist eine Reiseerzählung, die durch das heutige Russland führt. Aus sehr persönlicher Perspektive porträtiert Jens Mühling eine Gesellschaft, deren Lebensgewohnheiten, Widersprüche, Absurditäten und Reize im Ausland nach wie vor wenigen vertraut sind.
Mit seinem leicht zu lesenden Schreibstil hat Jens Mühling es geschafft, ein faszinierendes und spannendes Buch über verschiedene Menschen in Russland zu schreiben. Man erfährt viel über die Ukraine, Moskau, St. Petersburg und das russische Hinterland. Die Erlebnisse des Autors sind schon ziemlich verrückt – nahezu unglaublich. Jens Mühling folgt Hinweisen von zufällig getroffenen Menschen und erlebt dadurch besonders einzigartige Geschichten. Er berichtet über Einzelschicksale und Begebenheiten.
Ganz besonders hervorheben möchte ich aber Jens Mühlings fabelhafte Erzählkunst und seine geradezu virtuose Sprache, die dieses Buch zu einem literarischen Leckerbissen macht. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt ein so gut geschriebenes Buch* gelesen habe. Es sollte eine Pflichtlektüre sein für alle, die Russland und seine Geschichte – aber auch seine Gegenwart – verstehen wollen.
Weitere Buchempfehlungen von mir findest du hier.
Autorin: Liane
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